26.10.
Die Liebe ist ein Glück.
Vielleicht ein Glück mit Schmerzen, aber ein
Glück. Fehlt das Glück, oder schrumpft es auf ein
kurzes Aufflackern zusammen, so fehlt die Liebe. – In
der Liebe muß ich sicher
ruhen können. – Aber kannst du ein
warmes Herz zurückweisen? Ist es ein Herz, das warm
für mich schlägt? –
‘I'll rather do anything than to hurt the
soul of friendship.’ – I must
know: || – he won't hurt our
friendship. Der Mensch kann aus seiner Haut
nicht heraus. Ich kann nicht eine Forderung, die tief
in mir, mit meinem ganzen Leben verankert, liegt, aufgeben.
Denn die Liebe ist mit der Natur verbunden; und
würde ich unnatürlich, so
müßte || würde die
Liebe aufhören. – Kann ich sagen:
“Ich werde vernünftig 15 sein, & das nicht
mehr verlangen.”? Bei manchem geht
es. Es geht vielleicht bei den meisten für
eine Zeit. Aber doch nur als Mittel zu einem
andern Ende, nicht als Ende. Ich kann sagen:
Laß ihn gewähren, – es wird
einmal anders werden. – Die Liebe, die
ist die Perle von großem Wert, die man am
Herzen hält, für die man nichts eintauschen will,
die man als das Wertvollste schätzt. Sie
zeigt einem überhaupt – wenn
man sie hat – was großer Wert
ist. Man lernt, was es
heißt: den Wert
erkennen. Man lernt, was es
heißt: ein Edelmetall von allen andern
aussondern. Die ungeheure Vorliebe dafür lehrt uns
die Idee || den Begriff des
einzigartigen Wertes. Die ungeheure Vorliebe
führt uns dazu zu sehen: es ist unsere Pflicht
das zu verteidigen. Die Vorliebe führt uns zum
Ernst. Die Leidenschaft,16
zum Ernst. – Tut man die Vorliebe nicht, so ist
sie nicht Liebe. Das Furchtbare ist die Ungewißheit. Und in der Ungewißheit beschäftigt sich mein Geist immer damit, mir Möglichkeiten, und fast immer schlechte auszumalen. Das ist manchmal recht, meistens aber übel. “Auf Gott vertrauen”. Aber vom Gottvertrauen bin ich weit entfernt. Von da, wo ich bin, zum Gottvertrauen ist ein weiter Weg. Freudevolle Hoffnung und Furcht sind einander verschwistert. Ich kann die eine nicht haben ohne daß sie an die andre grenzt. |